Mittwoch, März 07, 2012

Ein offener Brief an Dieter Nuhr wegen ACTA


Lieber Dieter Nuhr,
wegen dieser ACTA-Geschichte beim Satiregipfel. Ihre Argumentation ist sicherlich schlüssig und richtig. Das „Kostenloskultur“-Argument ist meiner Meinung nach nur etwas zu kurz gegriffen. Darum soll es jetzt aber gar nicht gehen, da haben andere Leute schon bessere Texte zu geschrieben. Ich hab mir allerdings gedacht, Mensch, hab ich mir gedacht, der Dieter Nuhr, das ist doch ein intelligenter Mann, wie kommt der auf so was. Und da ist mir eine Aussage eines Arbeitskollegen von mir eingefallen: Angeblich waren 66% der Kommentare unter den Artikeln bei SPON, Welt.de und Konsorten von der Art „Wo soll ich denn mit ACTA dann die Sachen umsonst her bekommen“. Dieses Bild prägt also scheinbar die Außenwahrnehmung des ACTA-Protests; Die Chaoten aus diesem Internet, wie es so schön heißt. Die vielen differenzierten Argumente werden also scheinbar nur von den Leuten wahrgenommen, die eh schon gegen ACTA sind.

Die andere Sache, über die Sie sich lustig machen „it must be true, i read it on the interwebs“ spielt da natürlich mit rein. Wenn youTube versehentlich und automatisiert ein Video mit Vogelgezwitscher online stellt, der Stern dann mit „Urheberrechtverletzung: YouTube sperrt Video wegenVogelgezwitscher aufmacht“ und nur ganz kurz am Ende darauf eingeht, dass es sich um einen, nicht näher benannten, Fehler handelte, ist doch klar, dass der Leser, der denkt, dass Stern eine seriöse Quelle ist, diese Information „empört“ und ohne weiter Recherche  weitergibt. Hat er immerhin schon immer so gemacht, im kleineren Maßstab natürlich (Stammtisch). Sich dann hinterher hinzustellen und zu sagen „Leute, keiner hat sich Vogelgezwitscher schützen lassen, ihr seit doof“ ist natürlich einfach.

Auf der einen Seite sitzen also die sehr gut organisierten, Seriös wirkenden ACTA-Befürworter, die sich ihre Argumente gut überlegen und veröffentlichen, auf der anderen Seite die Gegner, die unstrukturiert erst mal alles zu Klump hauen. Das ist schlecht, daran muss man arbeiten.

Für diese Einsicht möchte ich mich bei ihnen bedanken. Es wäre schön, wenn Sie, auf der anderen Seite, mal in diesem Internet gucken könnten, ob Sie nicht das ein oder andere gute Anti-ACTA-Argument finden.

Vielen dank für die Aufmerksamkeit
Christian Blass

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